100 Tage im Amt – Thomas Bartl (30) aus Neuching ist der jüngste Bürgermeister im Landkreis.

„Es ist nie monoton oder langweilig“, sagt Neuchings Bürgermeister Thomas Bartl (CSU) über sein Amt. © Daniela Oldach

Mit gerade mal 30 Jahren ist Neuchings Rathauschef Thomas Bartl (CSU) der jüngste Bürgermeister im Landkreis. Seit seinem Amtsantritt am 1. Mai hat sich das Leben des gebürtigen Niederneuchingers um 180 Grad gedreht. Vom unbeschwerten Dasein ging es rein in die große Verantwortung, eine Gemeinde zu führen. Wir sprachen mit Bartl über die Bilanz seiner ersten 100 Arbeitstage im Amt.

 
Herr Bartl, haben Sie sich an die Anrede als Bürgermeister schon gewöhnt?
So ganz noch nicht. Neulich haben mich zwei Buben mit „Hallo, Herr Bürgermeister“ begrüßt. Da musste ich schon ein bisschen schmunzeln. Ich merke, dass ich halt nicht nur Thomas Bartl bin, sondern jetzt auch oft noch eine andere Außenwirkung habe.
Wie waren die ersten 100 Tage im Amt? Sind Sie schon angekommen?
Es ist spannend und unterhaltsam und macht auf jeden Fall Spaß und Freude. Ich bin meinem Vorgänger Hans Peis sehr dankbar fürs Einarbeiten. Aber es ist schon noch einmal etwas Anderes, wenn man hinter dem Schreibtisch sitzt. So ganz angekommen bin ich aber noch nicht, hier muss ich noch viel lernen. Wissen ist einfach alles. Aber ich scheue mich nicht, einfach in den Abteilungen nachzufragen.
Apropos nachfragen: Auf Verwaltungsleiterin Andrea Knauer müssen Sie jetzt wegen deren Schwangerschaft verzichten. Wie fangen Sie diese personelle Lücke auf?
Wir haben eine interne Regelung gefunden. Eine Kollegin hat ihre Stunden aufgestockt, wir haben Aufgaben anders verteilt. Aber wir wünschen Andrea Knauer, dass alles gut geht, und freuen uns schon auf ihre Rückkehr.
Haben Sie sich Ihr Amt so vorgestellt?
Größtenteils ja, aber ganz kann ich das noch nicht beurteilen. Denn durch Corona findet ja vieles noch nicht statt. Ich war beispielsweise erst auf einem 80. Geburtstag, aber das hat echt Spaß gemacht. Unsere Gemeinderatssitzungen laufen hingegen regulär weiter, allerdings halt an verschiedenen Orten. Aber bisher läuft es hier ganz gut. Ich mag es, wenn ich mich immer mehr in die Materie einarbeiten kann. So wird man auch viel selbstsicherer.
Wie sieht denn Ihr Arbeitstag bisher aus?
Ich komme zwischen 8 und 9 Uhr ins Rathaus. Da wartet dann schon genügend Arbeit am Schreibtisch. Als Erstes überprüfe ich meine E-Mails. Sitzungen vorbereiten und nacharbeiten, Gespräche führen, Telefonanrufe. Bisher ist jeder Tag anders. Aber es ist nie monoton oder langweilig. Und genau das mag ich.
In den ersten Monaten im Amt haben Sie bereits richtungsweisende Projekte mit auf den Weg gebracht. Mit der Errichtung der Sporthalle und dem beschlossenen Kindergartenbau entscheiden Sie über Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. Wird Ihnen da nicht mulmig?
Es ist schon eine Umstellung und eine große Verantwortung. Aber ich bin ja nicht alleine der Entscheidungsträger, sondern unser ganzer Gemeinderat. Und der Kindergarten kann nur im Zuge der Sporthalle gebaut werden. Das ist kein Projekt, das wir inszenieren und in dem wir uns selbst darstellen wollen. Der Kindergartenbau ist eines der prägendsten und zukunftsweisenden Projekte. Für mich sind das zwei Projekte, die aneinander gekoppelt sind. Und beim Kindergarten bin ich der festen Überzeugung, dass es richtig ist, gleich größer zu planen, anstatt später überteuert nachbauen zu müssen.
Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?
Das ist unser Ferienprogramm. Von ursprünglich 43 geplanten Veranstaltungen können wir 40 Aktionen anbieten. Das haben wir unseren Vereinen und unserem großartigen Ferienprogramm-Team zu verdanken. Und unser Programm ist seit vielen Jahren der Renner. Das weiß ich noch aus eigener Erfahrung. Ich war zum Beispiel früher beim Besuch der Allianz Arena oder beim Baseball selbst dabei.
Auch schon negative Erfahrungen gemacht?
Natürlich. Der Sündenbock wird man schon in manchen Sachen. Aber das ist der Preis des Amts. Außerdem hatten wir schon zwei Sterbefälle, die mir sehr, sehr nahe gegangen sind. Denn das waren Menschen, die ich seit vielen Jahren gut kannte.
Hatten Sie schon Ihre erste Trauung?
Nein, noch nicht. Am 18. September ist es soweit. Da bin ich schon ein wenig aufgeregt. Aber ich habe mich bei anderen Trauungen schon hinten dazugesetzt und zugehört.
Vermissen Sie Ihren früheren Job als Mitarbeiter an der Offenen Ganztagsschule am Korbinian-Aigner-Gymnasium?
Mir fehlen die Kinder, die ich betreut habe, schon. Wegen Corona konnte ich mich ja nicht verabschieden. Einmal war ich in meiner Mittagspause schon in der Schulkantine. Und ich werde in der Pause gewiss öfter mal vorbeischauen, wenn es meine Zeit zulässt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass wir alle Herausforderungen meistern, aber auch, dass das gesellschaftliche Leben in gesundem Maße wieder aufgenommen werden kann. Unser Burschenverein feiert nächstes Jahr sein 35-jähriges Bestehen. Und 2022 haben wir unsere Jubiläumsfeier 1250 Jahre Neuching geplant. Außerdem haben wir bei unseren Bauprojekten Sporthalle und Kindergarten auch einige Skeptiker. Sie möchte ich noch überzeugen, dass beide Stätten einen Riesengewinn für die ganze Gemeinde sein werden.
Eine private Frage zum Schluss: Wie sieht es denn mit der weiteren Fußballkarriere aus?
Ich war zwar noch nicht im Training, aber ich möchte unbedingt noch spielen. Ich hoffe, dass ich noch trainieren kann und mich der Trainer dann auch aufstellt. Aber im Tennis läuft es dafür besser. Ich bin in der Spielgemeinschaft mit Moosinning, und wir sind Meister geworden. Das werde ich mit der Neuchinger Reserve heuer nicht mehr schaffen.

Das Gespräch führte Daniela Oldach.

Quelle: Daniela Oldach im Erdinger Anzeiger vom 21. August 2020

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