„Manchmal braucht man einen Plan B“

  • von Daniela Oldach
     
 

Neuchings Bürgermeister Hans Peis (68) kandidiert bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht er Bilanz über seine Amtszeit.

 

Neuching Es ist Hans Peis’ letzter Geburtstag als Bürgermeister. Heute wird der Neuchinger Rathauschef 68. Viel vorgenommen hat er sich noch für seine restliche, gut achtmonatige Amtszeit. Wehmut macht sich aber noch nicht breit. „Es ist ein gutes Gefühl, weil ich aufhören will“, sagt er. Doch bis es soweit ist, möchte Peis Vollgas geben und etliche Projekte weiter auf den Weg bringen – etwa den Bau der Sporthalle oder die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans. „Aber es fühlt sich schon komisch an, bei Projekten nicht mehr bis zum Ende dabei zu sein“, gibt er zu.

„Manchmal braucht man einen Plan B“

Gerne blickt Peis auch auf die vergangenen Jahre und die realisierten Projekte zurück. Aushängeschilder sind das Wohn- und Geschäftshaus in Niederneuching sowie die neu gestaltete Oberneuchinger Ortsmitte. Manchmal braucht man aber auch einen Plan B, so Peis. In Niederneuching war das so. Hätte es mit der Ladenvermietung nicht funktioniert, wären in dem Gebäude noch weitere Wohnungen entstanden. „Aber man muss auch Mut beweisen. Und ein bisserl Risiko ist immer dabei“, ist er überzeugt.

„Mir war immer wichtig, dass wir nicht ganz ohne Kohle dastehen“

Dass die „neue“ Ortsmitte Oberneuching so gut angenommen wird, freut ihn besonders, denn es gab auch Zweifel in der Bevölkerung. Wie gut dort gefeiert werden kann, zeigte das Maibaumaufstellen im vorigen Jahr mit rund 2000 Besuchern. Am Samstag, 24. August, steigt dort das Event „Kinder kochen für Kinder“.

Ein Großprojekt ist zudem der Bau des Mehrfamilienhauses mit Wohnungen für Menschen mit schmälerem Geldbeutel. Peis sieht das als wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, aber auch als Wertanlage für die Gemeinde. Für den Bau erhält Neuching 30 Prozent an Fördergeldern, rund eine Million Euro. Finanziell kann sich die Kommune den Bau leisten: „Mir war immer wichtig, dass wir nicht ganz ohne Kohle dastehen“, betont Peis. „Ich habe Neuching schuldenfrei übernommen und will die Gemeinde auch gut übergeben.“

Der Bürgermeister als Chef eines rund 50-köpfigen Personalstabs

Die gute und konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat ist für ihn der Grundstein für erfolgreiches Arbeiten. Hinzu kommt die Verwaltung im Rathaus. „So eine Organisation ist nicht immer einfach, gerade wenn ein, zwei Leute ausfallen.“ 14 Mitarbeiter sind in der Verwaltungsgemeinschaft tätig, im September kommt eine neue Auszubildende hinzu. Zusammen mit drei Bauhofmitarbeitern und den Teams des Kindergartens St. Martin und der Bücherei ist Peis Chef eines rund 50-köpfigen Personalstabs.

Apropos Bücherei: Für Peis ist die Bücherei im Wohn- und Geschäftshaus Niederneuching ein Herzensprojekt. „Das ist ganz wichtig für Kinder“, ist er überzeugt.

27 Jahre Gerichtsvollzieher, dann Bürgermeister

„Wo ich gemerkt habe, dass die Leute gut mit- und zusammenarbeiten, sind viele tolle Dinge entstanden. Dazu gehören zum Beispiel der Christkindlmarkt, die Schulweghelfer oder das Ferienprogramm“, führt Peis auf, der früher selbst im Elternbeirat und Jugendreferent war. Seit 1990 ist er im Gemeinderat, seit 2002 Bürgermeister. Davor war er 27 Jahre lang Gerichtsvollzieher, viele Jahre davon Obergerichtsvollzieher.

Während seiner ersten Amtsperiode war Peis ehrenamtlicher Rathauschef – also Bürgermeister und Gerichtsvollzieher. „Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das geschafft habe“, blickt er zurück. Seit 2008 ist er hauptamtlich tätig.

„Es gibt ein paar Enttäuschungen, auch menschliche“

Negative Erfahrungen gehören ebenfalls zum Job. „Es gibt ein paar Enttäuschungen, auch menschliche. Aber ich bin nicht nachtragend. Du vermiest dir ja bloß dein eigenes Leben“, sagt er. An seinem Amt als Bürgermeister sieht Peis nur ein negatives Kriterium: „die hohe zeitliche Belastung“. Ansonsten sei viel Schönes dabei. „Man steht sehr oft im Mittelpunkt, damit habe ich auch kein Problem.“ Peis’ größte Kritikerin ist gleichzeitig auch seine größte Stütze: Ehefrau Helga, die selbst im Arbeitskreis Senioren und Soziales aktiv ist.

„Die besten Ideen kommen mir beim Rasieren und Zähneputzen“

Und noch weitere private Details verrät der 68-Jährige: „Die besten Ideen kommen mir beim Rasieren und Zähneputzen“, gesteht er lachend. Homeoffice gehöre in bestimmten Bereichen genauso dazu: „Traureden schreibe ich meistens daheim.“

Für seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger will Peis bei Fragen da sein – „aber nur, wenn das gewünscht wird. Ich werde im Mai nicht gleich wegfahren. Ich habe damals den Hans Brunhierl auch ein paar Mal angerufen“, erinnert er sich über seine Anfänge als Bürgermeister.

Pläne für die Zeit danach hat der 68-Jährige schon. Angst, dass er in ein Loch fällt, hingegen nicht. Der leidenschaftliche Künstler ist schon dabei, sich zuhause ein größeres Atelier einzurichten. Und mit Gattin Helga möchte er viele Wohnmobil-Reisen unternehmen. Wer weiß, wohin die Reise am nächsten Geburtstag führt.

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